Der Pikler SpielRaum

Der Pikler SpielRaum in der eFaBi ist ein Angebot für Eltern mit Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr. In ruhiger, aufmerksamer Atmosphäre finden Kinder Zeit, ihren eigenen Interessen in Spiel und Bewegung nachzugehen. Es erwarten Euch Räumlichkeiten mit Bewegungselementen und ausgewähltem Spielmaterial, bereitgestellt und betreut von Eurer Pikler SpielRaum Begleiterin.

Der SpielRaum ist ein Entdeckungsraum für Kinder und Erwachsene. Hier können die Kinder in Begleitung ihrer Eltern selbständig die vorbereiteten Spiel- und Bewegungsmaterialien in ruhiger Umgebung für sich entdecken, erkunden und soziales Verhalten im Miteinander entwickeln.

Grundlagen der Arbeit sind vor allem die Erfahrungen und Forschungsergebnisse der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler (1902-1984), der Kinderpsychologin und Direktorin des Pikler-Instituts Anna Tardos (Budapest), der Bewegungspädagogin Elfriede Hengstenberg und der Bewegungspädagogin Ute Strub (Emmi-Pikler-Haus e.V., Berlin).

Die Kleinkindpädagogik Emmi Piklers basiert auf dem Wissen, dass eine autonome Bewegungsentwicklung, freies Spiel, respektvolle Kommunikation und aufmerksame Pflege die Grundlage für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung sind. In einer altersentsprechend vorbereiteten Umgebung können Kinder aus eigener Initiative sich selbst und die Spielmaterialien erkunden, damit experimentieren und in ihrem Rhythmus die nächsten Bewegungsschritte erproben. Auf diese Weise entwickelt das Kind sein äußeres wie inneres Gleichgewicht. Seine Bewegungen werden harmonisch und sicher, und seine Ausdauer, sich selbst zu beschäftigen, wächst.

Bei der Ausstattung handelt es sich um altersentsprechende Bewegungsmaterialien, in erster Linie um die von E. Pikler entwickelten Geräte, wie das Piklerdreieck, das Rutschebrett u.s.w. in einer sicheren, anregenden, zuverlässigen Umgebung. Ausgewählte Spielsachen, einfache Gegenstände unterschiedlicher Form, Größe, Beschaffenheit und Material stehen ausreichend und erreichbar zur Verfügung. Elementare, naturgegebene Sinneserfahrungen können dadurch gesammelt werden.

Raum für Kinder

Für die selbstständige Bewegungsentwicklung versetzen wir das Kind nur in Lagen oder Positionen, die es von sich aus schon aufgesucht hat und in denen es sich sicher im Gleichgewicht halten kann. Die Ausgangslage für die Säuglinge ist die Rückenlage. Von da an können sie anfangen, mit ihren eigenen Händen zu spielen, den Kopf nach rechts und links zu bewegen, später mit Gegenständen zu hantieren.

Kinder, die sich frei bewegen und in ihrer Bewegungsentwicklung nicht forciert werden, entwickeln ein gutes Gefühl dafür, was sie können und nicht können und haben daher selten Unfälle.

Beim Hantieren und Bewegen setzen die Kinder alle Sinne ein und koppeln das Fühlen, Denken und Handeln miteinander. Dabei sind ihre Neugierde und die Experimentierfreude Impulsgeber. Es ist günstig, die Kinder bestimmen selbst in ihrer Spielentwicklung, wann, wie und wie lange sie sich selbst oder die Gegenstände erforschen. Sicher ist, dass das Kind tut, was sich gerade richtig anfühlt. Dadurch wachsen Umsicht, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Sie nehmen sich den Baustein ihrer Entwicklung, der in dem Moment dran ist. Dabei beschäftigen sich Kinder oft über mehrere Stunden mit ein und demselben Spiel. Wie ein Wissenschaftler sammeln sie Informationen, probieren damit aus, wiederholen und festigen damit Ihre Fähigkeiten und ihr Wissen. Sie beobachten die Wirkungen ihrer Handlungen, sehen die Folgen ihrer Tätigkeiten voraus, lernen diese Handlungen, Kräfte und Bewegungen richtig einzusetzen. Sie lernen zu lernen. Gleichzeitig entwickelt sich Kreativität, die Ergebnis unermüdlicher eigener Arbeit ist, durch intrinsisches Lernen – d.h. von innen heraus. Im Gegensatz dazu steht ein animiertes Programm von außen.

Der Zeitpunkt, zu dem jeder Entwicklungsschritt stattfindet, ist bei jedem Kind anders und die Zeitspanne ist viel breiter, als wir uns vorstellen. Lassen wir ihm seine Zeit, in seinem Tempo seinem Interesse nachzugehen.

Die Natur hat alles clever eingerichtet, so ist auch die Sehentwicklung oder die Sprachentwicklung, Teile der physischen und kognitiven Entwicklung, die emotionale Entwicklung, alles aufeinander abgestimmt. Körper, Geist und Seele sind im „Dialog“. Lasst uns horchen, beobachten und vertrauen!

„Der Säugling erlernt im Laufe seiner Bewegungsentwicklung nicht nur, sich auf den Bauch zu drehen, nicht nur das Rollen, Kriechen, Sitzen, Stehen oder Gehen, sondern er lernt auch das Lernen. Er lernt sich, selbständig mit etwas zu beschäftigen, an etwas Interesse zu finden, zu probieren, zu experimentieren. Er lernt Schwierigkeiten zu überwinden. Er lernt die Freude und Zufriedenheit kennen, die der Erfolg- das Resultat seiner geduldigen, selbständigen Ausdauer für ihn bedeutet.“ Emmi Pikler

Raum für Eltern

Deshalb üben die Eltern sich in „aktiver Aufmerksamkeit“ oder „professioneller Zurückhaltung“, indem sie im SpielRaum am Rand auf Kissen sitzen und wissen, dass sie mit ihrer bloßen Anwesenheit die sichere Basis als Voraussetzung zum Explorieren ihres Kindes sind. Es ist möglich, in der ruhigen Atmosphäre bei sich anzukommen und zu entspannen.

Rebeca Wild (dt. Pädagogin, die ihre Arbeiten stark an die Pädagogik von Maria Montessori und Jean Piaget anlehnt) vergleicht die Eltern mit einem Flugplatz, der alles was zum Fliegen gebraucht wird, bereitstellt. Sei es Benzin oder Licht für die Landebahn. Fliegen müssen die Kinder allein. Selbst bei einer Bruchlandung bleibt der Flughafen, durch Rettung oder Feuerwehr, bestehen. Eltern zeigen dies z.B. durch eine Umarmung, Zeit zum Zuhören und Ausweinen lassen. Jedes Kind hat hier selbst die Gelegenheit, frei zu entscheiden, ob es sich auf das Spiel einlässt, oder sicher vom „Flugplatz“ aus beobachtet.

Ihr Kind lernt durch Beobachtung, Nachahmung, eigenes Erkunden und Probieren.

Die Eltern verzichten auf Anleitungen im freien Spiel, stattdessen sind sie aufmerksame Erwachsene, die echtes Interesse und somit Wertschätzung ihrem Kind gegenüber zeigen. Sie schauen zu, warten ab und geben Worte für die Initiativen und Gefühle ihrer Kinder. So akzeptieren Sie ihr Kind ohne Erwartungen an das Spiel und ohne Leistungsdruck. Das Kind spürt, es ist in Ordnung, was ich tue, Ich bin o.k. Das Vertrauen in sich entsteht mit der Entfaltung der Selbstbildungskräfte durch die Selbstwirksamkeit. Sie können teilhaben an der Freude, die Ihr Kind erlebt. Ihr Kind kommt in ein inneres und äußeres Gleichgewicht, es wird bestärkt in seiner Persönlichkeitsentwicklung.

Ein tiefes Verständnis für das, womit sich ihr Kind gerade beschäftigt, bereichert Ihre elterliche Kompetenz und lässt Sie im Umgang mit ihrem Kind sicherer werden. Sie lernen zu vertrauen in den Entwicklungsweg ihres Kindes, die Handlungen ihres Kindes zu respektieren. Für die Eltern gilt die Lösung ihres Kindes als wesentlicher Bestandteil ihrer Entwicklung. Gleichzeitig lernen sie abzuwägen, inwieweit ihr Kind Unterstützung bedarf.

Wenn Eltern und Erzieher den jungen Säugling als kompetenten und kooperativen Menschen ernst nehmen und ihm sein Mitwirken ermöglichen, verändert sich das Zusammenleben mit ihren Kindern. Aus belastenden Situationen werden freudvoll empfundene Momente des Zusammenseins, weil die Erwachsenen die Bedürfnisse der Kinder verstehen lernen und die Verständigung immer besser gelingt.

„Sich nicht einzumischen in die selbständige Tätigkeit des Kindes bedeutet nicht, dass man es verlässt. Ein Blickaustausch, eine in Worte gegebene Erläuterung, die Anteilnahme, wenn ihm etwas missglückt, die Freude, die man mit ihm teilt, wenn etwas gelingt – all das lässt das Kind empfinden, dass es eine wichtige, beachtete und geachtete Person ist.“ Emmi Pikler

 

Die Rolle der Spielraum-Kursleiterin

Die Eltern erleben eine fachkundige und respektvolle SpielRaumBegleiterin in dem von ihr vorbereiteten Raum, mit Informationen, wie ein verlässlicher Alltag gestaltet werden kann, der Orientierung und Sicherheit gibt und wo wohlgemeinte Förderung diese natürliche Entfaltung stören kann.

Sie wählt eine optimale Gruppenzusammensetzung, in der Alter und Entwicklungsstand, evt. besondere Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Durch Informationen über das Spiel- und Bewegungsverhalten, über Signale der Kinder und soziales Lernen finden die Eltern zu mehr Vertrauen in die Entwicklung ihres Kindes und ihre eigenen elterlichen Fähigkeiten. Die Kursleiterin wird Sie unterstützen und auf Ihre speziellen Anliegen eingehen. Vor allem in einer Austauschrunde oder in separaten Einzelgesprächen ist dies möglich.

Durch klare Ankündigungen oder Informationen vermittelt sie den Kindern eine Erwartung, um so einen verlässlichen Rahmen zu schaffen, der dem Kind hilft, sich zu orientieren. Durch ihr Dasein und ihre gezielte Aufmerksamkeit gibt sie den Kindern Sicherheit.

Sie ermutigt Eltern, ihre Kinder bei der Pflege (Wickeln, Stillen, Füttern, Baden, Anziehen usw.) mit einzubeziehen, dann wird auch das kleinste Kind zum aktiven Teilnehmer, statt zu einem passiven Empfänger dieser Aktivitäten.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

http://www.pikler-spielraum.de

https://pikler-spielraum-rostock.de/spielraum/